Die neue, alte "Diät"

19.1.2013

Ich habe mich geärgert, als ich in letzter Zeit immer wieder von der neuen Superdiät gelesen habe, zuerst von einem „Erfinder“, dann von dem nächsten „Erfinder“, und alle tun sie so, als hätten sie jetzt etwas ganz Neues entdeckt und erfunden, und als wären sie nun die Helden, die die zu dicke Bevölkerung wieder schlank und rank machen. Natürlich kommt diese „neue Diät“ aus den USA und hat aber auch hier schon in einschlägigen Zeitschriften und Internetseiten Eingang gefunden, speziell in Fitnesszeitschriften natürlich.

Es geht um eine Diät, die sich neuerdings die „8 Stunden Diät“ nennt. Ganz begeistert hat man neu entdeckt, daß wenn Menschen nur in einem Zeitfenster von 8 Stunden essen, und die restlichen 16 Stunden des Tages fasten, sie dann automatisch schlank werden bzw. schlank bleiben, egal, was und wieviel sie essen.

Das ist der aktuelle Stand, den man derzeit auf vielen Seiten lesen kann.

Natürlich ist es gesund, wenn man nur 8 Stunden ißt, und den Rest des Tages fastet, aber das ist nichts Neues.

Im deutschen Sprachraum, aber eigentlich überall, gab es schon seit alten Zeiten solche Empfehlungen für alle, die gesund bleiben wollen.

Mir haben schon meine Großeltern beigebracht, daß man nicht zuviel ißt, daß man nicht ständig ißt, daß man sich zu Tisch setzt dabei und sich Zeit nimmt, und daß man abends am besten nicht mehr ißt, oder nur wenig ißt.

Für jemanden, der gesund ist und einen gesunden Verdauungsapparat hat, auch sonst keine Stoffwechselkrankheit, wäre eine große Mahlzeit am Tag am besten. Danach kann man zwar nicht gleich weiterarbeiten, sondern muß dem Körper etwas Zeit für die Verdauung einräumen ( „nach dem Essen soll man ruhn, oder einen Spaziergang tun“) , aber das wäre die gesündeste Art, sich zu ernähren. Damit hätte der Darm genügend Zeit, alles zu verdauen und sich zu entleeren, bevor neuer Speisebrei daherkommt. Der Darm sollte, um ordentlich arbeiten zu können,also seine Verdauungstätigkeit optimal ausüben zu können, mindestens 4 Stunden Pause zwischen zwei Mahlzeiten haben.

Es gibt tatsächlich Menschen, ich kenne persönlich einige, die essen eine einzige Mahlzeit am Tag und sind kerngesund. Ich hatte einmal einen Kollegen, der kam nüchtern zur Arbeit, in der Mittagspause ging er entweder spazieren oder joggen, und dann freute er sich auf seine einzige Mahlzeit, das Abendessen.

Ich würde das ganze etwas abmildern und sagen, zwei regelmäßige, gesetzte Mahlzeiten, davon eine größere und eine kleinere und vielleicht noch ein Mini-Imbiß am frühen Abend, denn mit ganz leerem Magen und ohne Blutzucker kann man nur schlecht schlafen.

Ein Vorschlag wäre z.B. morgens Kaffee oder Tee, zum Wachwerden, dazu ein bißchen Morgengymnasik, ganz altmodisch, springen, hüpfen, oder ein bißchen joggen, um den Metabolismus anzukurbeln, auch gut: ein paar Joga Übungen, oder Stretching und dann erst mal den Tag beginnen. Gegen 10.30 Uhr hat man dann Hunger und da wäre z.B. eine erste richtige Mahlzeit gesund, die aus Rohkost, Müsli, Joghurt, Obst, aber auch Muffins, frischem Brot, Butter etc. besteht. Ca. 4 Stunden Pause und dann kommt eine kleine Zwischenmahlzeit, damit man dann gegen 18 Uhr seine letzte Mahlzeit des Tages zu sich nimmt. Da kann man dann ruhig schlemmen, denn dann gibt es bis zum nächsten Tag um 10.30 nichts mehr.

Oder, andersherum, man frühstückt wie ein Kaiser, das war dann die Hauptmahlzeit, hat ein Mittagessen wie ein König, und das Abendessen ist früh und das eines Bettelmannes. So hieß es früher, sei es am gesündesten.

Mittlerweile kommen Stimmen, ebenfalls aus den USA, die predigen, das Abendessen wäre die gesündeste Mahlzeit, denn danach hätte der Körper alle Ruhe zur Verdauung, und man hätte einen besondes guten Schlaf. Im Mittelmeerraum wird das ja vorgelebt, die Italiener, die Franzosen, sie alle essen gerne und viel am Abend. Wenn man hier das 8 Stunden Zeitfenster einhalten will, dann beginnt man mit der ersten Mahlzeit erst mittags.

F. X. Mayr (1875 – 1965) beschreibt, daß zwischen den drei Mahlzeiten jeweils eine Pause von 4 Stunden sein soll. Wenn man nun nachrechnet, kommt man so auch auf die 8 Stunden Diät, mehr oder weniger.

Was sind nun die gesundheitlichen Vorteile einer solchen Diät? Eigentlich ist es ja gar keine Diät, sondern einfach nur eine bestimmte Art, durch’s Leben zu gehen, modern ausgedrückt, Lifestyle, denn man darf essen, soviel man will, aber eben nur in einem begrenzten Zeitraum.

Da wären:

Der Insulinspiegel und die Leptinempfindlichkeit werden normalisiert, was letztendlich der Schlüssel für gute Gesundheit ist, da ja die Insulinresistenz einer der Hauptverursacher von nahezu allen chronischen Krankheiten darstellt (Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, etc.).

Die Produktion von Somatropin (Wachstumshormon) wird gefördert, das eine Reihe von wichtigen Funkionen im Körper hat. Im Erwachsenenalter kann ein Mangel an Somatropin zu folgenden Symptomen führen: Das Körperfett wird erhöht, die Muskelmasse reduziert, die Knochenmineraldichte ebenso, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt und insgesamt ist die Lebensqualität verringert.

Der Triglyceride- Spiegel im Blut sinkt, und Entzündungsprozesse werden reduziert.

Auf jeden Fall gewöhnt man sich sehr schnell daran und fühlt sich sehr viel besser. Falls man übergewichtig war, nimmt man realtiv leicht ein paar Kilo ab, falls man es nicht ist, wird man es wahrscheinlich mit diesem Essensplan auch nicht.

Übrigens, wenn man bedenkt, wie es früher war, vor unserer hochzivilisierten Zeit, da mußten Menschen oft hungrig ihre Beute noch jagen, oder pflücken, bevor sie sich dann endlich hinsetzen konnten, um sie zu verspeisen. Da waren „Hungerphasen“ während des Tages völlig normal. Erst unsere modernen Zeiten haben die Dauerversorgung mit Lebensmitteln überhaupt möglich gemacht.