Trinken Sie genug?

18.11.2012

Die Heizperiode hat begonnen und damit bei vielen die Zeit der trockenen Räume. Selbst wenn man zuhause auf die richtige Luftfeuchtigkeit achtet, so kommt man doch zum einen draußen in der Kälte und auch in Räumlichkeiten von Geschäften, Kaufhäusern, Büros, etc. die entweder nicht darauf achten oder einfach viel zu groß sind und Klimaanlagen haben in viel zu trockene Klimata. Ich habe selbst jahrelang in Räumen gearbeitet, in denen im Winter die Luftfeuchtigkeit nur 27% betrug, kein Luftbefeuchter konnte Abhilfe schaffen, die Klimaanlage, die Heizung, die Beleuchtungsanlage, die ständig sich öffnende Türe nach draußen, es war einfach nicht zu ändern. Man bekommt trockene Augen, eine trockene Nasenschleimhaut, einen trockenen Hals, generell eine trockene Haut, die Fingerspitzen trocknen aus. Das führt dann zu einer chronischen Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung), die trockene Nasenschleimhaut führt zu allen möglichen Erkältungen oder Infektionen, denn die Nasenschleimhaut hat die Aufgabe, Viren und Bakterien zu entfernen. Eine ausgetrocknete Nasenschleimhaut kann diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, wir erkälten uns und werden krank. Der trockene Hals führt zu Heiserkeit oder einer Halsentzündung, auch hier können sich Bakterien oder Viren leichter niederlassen, und die restliche Körperhaut kann anfangen zu jucken, es können Trockenheitsekzeme entstehen.

Augentropfen, sog. künstliche Tränen schaffen Abhilfe, für die Nase nimmt man Nasensprays mit Meerwasser oder Emser Sole. Sehr enpfehlenswert sind Nasenduschen. Ich weiß schon, daß das eine unangenehme Sache ist, aber die Spülüng der Nase mit Emser Sole heilt sehr vieles, und reinigt auch die Nase, wenn man in der Großstadt lebt oder sonstwie in verschmutzer Luft. Auch für Kinder und Kleinkinder ist eine Nasendusche ideal bei Schnupfen und auch bei Nasennebenhöhlenentzündung. Damit kann man alles gut ausspülen, und man staunt, wenn man es noch nicht kennt, was da so alles herausgespült wird.-

Um die Haut zu befeuchten, muß man sich gut eincremen, oder einölen, aber das Problem hier ist, je mehr man sich eincremt, umso mehr muß man sich eincremen, die Haut gewöhnt sich daran und die Talgdrüsen arbeiten dann immer weniger.

Es ist sehr wichtig, daß man Flüssigkeit innerlich zu sich nimmt, man liest hier und da exakte Empfehlungen, ich würde sagen, je nach Bedürfnis sollten schon zwischen 1,5 und 3 Litern Flüssigkeit eingenommen werden. Dabei darf man nicht vergessen, daß ein Apfel, oder eine Kartoffel, oder Gemüse und Obst generell zu einem großen Teil aus Wasser bestehen, das kann man hier alles anrechnen. Als Getränk am gesündesten ist reines natürliches Quellwasser, gutes Mineralwasser, oder auch einfach Leitungswasser, wenn man weiß, daß die Wasserleitungen in Ordnung sind und daß die Wasserqualität gut ist. Ich saß einmal im Zug neben einem Herrn, der, wie sich dann herausstellte, Ingenieur war und irgendwie mit der Wasserversorgung von München zu tun hatte. Er zeigte mir Unterlagen und erklärte mir, daß das Münchener Leitungswasser besser wäre, als irgendein gekauftes Mineralwasser. Das gilt natürlich nicht für alle Städte.

Bei meiner Tätigkeit als Apothekerin kommt es immer wieder vor, daß Leute mit starken Kopfschmerzen gequält vor mir stehen und Schmerztabletten kaufen wollen. Ich kann mittlerweile den Leuten ansehen, ob sie genug trinken, oder nicht, das sieht man an der Haut. Wenn ich dann frage „Haben Sie denn heute schon genug getrunken?“ dann höre ich meistens entweder, daß ja wirklich noch nichts getrunken wurde, oder nur sehr wenig, oder nur sehr viel Kaffee. Kaffee liefert zwar Flüssigkeit, entwässert aber selbst, so daß Kaffee eigentlich gar nicht zählt. Ich empfehle dann immer, erst mal mindestens einen halben Liter zu trinken und zu schauen, was dann passiert, und sehr oft war das dann auch schon die Lösung und der Kopfschmerz ist verschwunden. Kopfschmerz durch Dehydrierung.

Ein anderes Beispiel aus der Praxis: Es kam ein älteres Ehepaar regelmäßig in die Apotheke und der Herr kaufte (auf Rezept) Mittel für Husten, Bronchitis und Asthma. Die Mittel wurden im Laufe der Zeit immer mehr und immer teuerer. Ich fühlte mich irgendwie nicht sehr wohl dabei, dem Herrn all die Mittel zu verkaufen, denn ich konnte ja sehen, daß offensichtlich nichts nutzte. Irgendwann sprach ich den Herrn dann an und fragte, was er eigentlich genau hätte, denn die Medikamente würden ja immer stärker und waren auch sehr teuer mittlerweile. Der Herr war Privatpatient. Seine Frau antwortete sofort, daß es ein Drama wäre, ihr Mann hätte einen chronischen Husten, der immer schlimmer würde, nun seit zwei Jahren, und eine Bronchitis, die ebenfalls immer schlimmer würde. Kein Medikament würde helfen, alles wäre umsonst. Und heiser wäre er auch die ganze Zeit. Ich fragte spontan: „Wieviel trinken Sie denn so am Tag?“ Wieder antwortete seine Ehefrau: „Ach, mein Mann haßt eigentlich Getränke, aber er trinkt 7-10 Espressi am Tag, aber ansonsten können Sie ihn mit allem Flüssigen jagen. Er schafft höchstens einen kleinen Schluck und läßt dann den Rest stehen. Er mag auch keine Suppen.“

Obwohl man in der Fachliteratur lesen kann, daß man bei Husten und Bronchitis nicht mehr trinken muß, das wäre ein Vorurteil, meinte ich damals, das wäre wohl die Ursache für die Bronchitis und ich würde empfehlen, daß sich der Herr doch überwindet und diszipliniert und sich zum Trinken zwingt. Kaffee gelte nicht, denn der entwässert zusätzlich, den Kaffeekonsum sollte er eher drosseln. Ja wie man das denn anstellen könnte, der Mann hasse Wasser. Ich kann mich noch erinnern, ich sagte, „Stellen Sie doch überall im Haus Schnapsgläschen auf mit Wasser, ganz kleine Portionen, aber wirklich überall, so daß er wo auch immer er hinkommt, immer so ein Gläschen sieht und das soll er dann trinken. Und Sie füllen die dann immer wieder frisch auf. Versuchen Sie, soviel wie möglich zu trinken“ wandte ich mich noch an den Herrn. Der versprch mir, das für zwei Wochen auszuprobieren.

Zwei Wochen vergingen und dann eines Tages kam das Ehepaar zur Tür herein mit einer großen Schachtel Pralinen und einem großen Blumenstrauß. Der Herr erzählte mir strahlend, er wäre gesund, so gut sei es ihm seit Jahren nicht gegangen, er bräuchte auch keine Medikamente mehr, und er beschwerte sich darüber, daß ihm sein Arzt noch nie erzählt hätte, daß er trinken solle. So schnell war das gegangen, nachdem vorher über zwei Jahre eine Krankheit gepflegt worden war. Gesund in zwei Wochen. Nur mit Wasser.